Zahlen und Analyse zum Wohnraummangel in Deutschland

Die Wohnbausituation im europäischen Vergleich – Deutschland verzeichnet den größten Rückgang

Die europäische Baubranche befindet sich in einer Phase von Abwärtskorrekturen.

Während das europäische Bauvolumen 2023 und 2024 um jeweils 1 % zurückgehen wird, beträgt das Minus im europäischen Wohnungsneubau 2023 6 % und 2024 nochmals 2,7 %. Deutschland, Frankreich, Polen und Schweden stechen dabei heraus, da sie 209.000 von den fehlenden 260.000 Wohnungen bis 2025 in Europa auf sich vereinen.

So viel Wohnraum fehlt aktuell in Deutschland

Die auf dieser Website angestellten Berechnungen beziehen sich auf den Wohnraummangel bzw. Wohnraumüberhang in Deutschland zum Stichtag 31. Dezember 2022.
Der absolute Wohnflächenbedarf betrug 3.921 Quadratkilometer, die bereitgestellte Fläche lag bei 3.997 Quadratkilometern.
Daraus ergibt sich ein Überschuss des Wohnflächenangebots von 76 Quadratkilometern. Es gilt jedoch zu beachten, dass sich die Bedarfs- und Angebotsüberhänge regional sehr unterschiedlich gestalten.
In 102 Kreisen ist der Bedarf an Wohnfläche höher als das Angebot. Der Mangel an Wohnfläche beträgt in diesen Kreisen 43 Quadratkilometer. Die fünf Kreise mit dem quantitativ größten Mangel an Wohnraum sind:

In 298 Kreisen liegt das Angebots- über dem Bedarfsniveau mit einem Überhang von 113 Quadratkilometern. Die fünf Landkreise mit dem quantitativ größten Überhang an Wohnraum sind:

Die Abschätzung des Wohnraummangels erfolgte auf Basis von Daten der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, die über die Internetangebote www-genesis.destatis.de, ergebnisse2011.zensus2022.de, www.regionalstatistik.de sowie der Website www.destatis.de unter der Datenlizenz Deutschland Version 2.0 angeboten werden:

Eine große methodische Herausforderung war es, Abschätzungen zur aktuellen und zukünftigen Haushaltsgröße zu treffen. Die Haushaltsgröße wird nicht systematisch erfasst und nur im Rahmen des (Mikro-)Zensus durch Befragungen erhoben.
Jährlich wird eine 1 %-Stichprobe im Rahmen des Mikrozensus erhoben, doch gerade für kleinere Kreise bietet diese Methode keine ausreichende Daten- und Rechengrundlage.
Für diese Kreise wurden die Daten aus dem Zensus 2011 übernommen und für die Folgejahre auf Grundlage der Entwicklung im Bundesland fortgeschrieben. Der Fusion von Kreisen wurde Rechnung getragen, indem die Daten von vor der Kreisfusion zusammengerechnet wurden.
Aufgrund der fehlenden Daten im Mikrozensus 2011 für die Kreisebene in Bezug auf die Differenzierung der Haushaltsgröße bei Haushalten mit drei oder mehr Personen, wurden auch hier die Daten für das jeweilige Bundesland hochgerechnet. Die Haushaltsgrößenstruktur für 2025 wurde als Fortschreibung der prozentualen Veränderung von 2019-2022 vorgenommen und nochmals an die Variante 2 der 15. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung angepasst. Daten für die Wohnfläche nach Haushaltsgröße wurden ebenfalls im Rahmen des Zensus 2011 im Detail erhoben. Eine Aktualisierung erfolgt unregelmäßig im Rahmen einer Zusatzerhebung Wohnen zum Mikrozensus – zuletzt 2022. Für die bundesweiten Änderungen aus dieser Zusatzerhebung wurde für die einzelnen Haushaltsgrößen ein Korrekturfaktor ermittelt und auf Kreisebene für den jeweiligen Haushaltstyp angewandt.

So wurden die Daten erhoben

Die Zusammenlegung bzw. Aufteilung von Landkreisen seit 2011 wurde in den Berechnungen berücksichtigt. Da sich die Berechnungsmethode für die Haushaltsgrößenstruktur sowie den Wohnflächenbedarf nach Haushaltsgröße auf den Mikrozensus stützt, der auf der Befragung einer kleinen 1 %- Stichprobe der Bevölkerung basiert, können vor allem für kleine Landkreise und kreisfreie Städte (kurz: Kreise) keine voll belastbaren Zahlen errechnet werden. In Abgleich mit anderen Prognosemodellen wurden daher die Ergebnisse auf ihre Plausibilität geprüft. Diese ist grundsätzlich gegeben, jedoch sind die Ergebnisse für 31 einzelne Kreise aufgrund einer deutlichen Ergebnisstreuung bei den zugrundeliegenden Mikrozensusdaten von geringem Prognosewert, sodass die Ergebnisse nicht einzeln verwendet werden sollten, um Irritationen zu vermeiden. Hier kann jeweils auf die Ergebnisse für die nächst höhere Statistikebene (Bundesland / Regierungsbezirk o.ä.) verwiesen werden. Auch die Ergebnisse für weitere 105 Kreise haben nur eine mittlere Prognosegüte. Hier sollte zumindest darauf verzichtet werden, diese Prognosewerte auf Kreisbasis als plakative Aufmacher einer Pressemitteilung zu verwenden. Eine Formulierung wie „Für den Kreis XY ergibt die Abschätzung des Wohnraummangels eine Zahl von xyz Quadratmetern, allerdings bringt das Rechenmodell für den eher kleinen Kreis eine gewisse Ungenauigkeit“ wäre für diese Daten sinnvoll.

Über das Planungsbüro Lopitz

Das Planungsbüro Lopitz, Stadtplanung und -forschung verbinden stadtplanerische, sozialplanerische und wohnungswirtschaftliche Kompetenz. Zu unserem Selbstverständnis gehört die Verknüpfung der Planung und Forschung mit Moderation, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit. Der Bürogründer und -inhaber Sebastian Lopitz ist seit 1997 im Bereich der Stadtplanung und -forschung tätig und hat zahlreiche Stadtentwicklungs-, Wohnraumbedarfs- und Quartierskonzepte erarbeitet. Die Analyse regionaler Wohnungsmärkte gehört ebenso zu den zentralen Tätigkeitsfeldern wie die planerisch-konzeptionelle Vorbereitung auf die Wärmewende. Wir erstellen Prognosen und Analysen zu den Themen Wohnungsmarkt und Bevölkerung, um genaue Aussagen über die zukünftige Bevölkerungs-, Haushalts- und Wohnungsmarktentwicklung treffen zu können. Dabei liegt der Analysefokus vor allem auf der Entwicklung des Wohnraumbedarfs inklusive etwaiger Angebotsdefizite. Für die Ableitung des Wohnraumbedarfs stellen Bevölkerungs- und Haushaltsprognosen wiederum eine wichtige Entscheidungsgrundlage dar.